Leerraum weis/schwarz
Brandenburgisches Landesmuseum für moderne Kunst, Cottbus
Die durch den Künstler und Kurator Michael Kruscha konzipierte Ausstellung wurde in einer ersten Version im Kunstraum Braugasse in Hoyerswerda gezeigt. Die nunmehr präsentierte Exposition wurde sowohl durch Werke aus der Sammlung des BLMK als auch ein neues, komplementäres Ausstellungskapitel erweitert. Während die erste Fassung der Schau darauf abzielte Leer- und Freiräume durch weiße Bildflächen herzustellen, fokussiert das neue, zusätzliche Kapitel der zweiten Ausstellungsversion auf schwarze Bildflecken bzw. den schwarzen Raum im Bild.
„Erkundungen im und mit dem „Leerraum“: Unverkennbar zunächst: in der Gegenwartskunst existieren sehr verschiedenartige Herangehensweisen, um diesen „geringfügigen“ Bildaspekt sinnlich habhaft zu gestalten. Reduktion auf der einen, Minimalismus auf der anderen Seite, also Entleeren und Erscheinen, markieren die Pole, innerhalb derer die Leere zur Entfaltung kommt. Mit etwa 30 künstlerischen Positionen umkreist die Ausstellung ein ungewöhnliches Themenfeld. Wobei selbstredend kaum Motiv und Gegenstand im Zentrum der künstlerischen Forschungen stehen, sondern das Hervortreten von reiner Fläche, von stark verminderter Zeichenhaftigkeit, von zurückgenommener Struktur und Faktur. So lassen das Wenige, Spurhafte, die Andeutung oder das Entschwindende, die Randerscheinung sich als Elemente dingfestmachen, die dem Bildraum erst diese Dimension, die nicht selten kontemplativen Charakter aufweist, erschließen.“
Jörg Sperling
eins ums andere, 2023, 110x160cm, mixed media
serie mind maps, 2021/2022, je 40x30cm, mixed media
Fotos: Bernd Schönberger
Leerraum
Kunstraum Braugasse
Mit gut 20 künstlerischen Positionen umkreist die von Maler und Kurator Michael Kruscha initiierte Ausstellung im Hoyerswerdaer „Kunstraum Braugasse“ das ungewöhnliche Themenfeld. Wobei selbstredend kaum Motiv und Gegenstand im Zentrum der künstlerischen Forschungen stehen, sondern das Hervortreten von reiner Fläche, von stark verminderter Zeichenhaftigkeit, von zurückgenommener Struktur und Faktur. So lassen das Wenige, Spurhafte, die Andeutung oder das Entschwindende, die Randerscheinung sich als Elemente dingfestmachen, die dem Bildraum erst diese Dimension, die nicht selten kontemplativen Charakter aufweist, erschließen.
Jörg Sperling
from there series mind maps, 2022/23, 40x30cm
untitled, 2024, 40x30cm, mixed media
from there series mind maps, 2022723, 40x30cm
untitled, 2021, 40×20, 40x30cm,mixed media
untitled, 2021, 70x50cm, mixed media
Wenn der Berliner Künstler Micha Kruscha seine neue Ausstellung „hier und da“ überschreibt, dann klingt das zunächst unspektakulär und nüchtern. Doch offenbart der Blick auf jüngst entstandene Werkgruppen einen deutlichen Strukturwandel gegenüber früheren. Große dynamisch gesetzte Formen sind einem sich ausstreuenden und zugleich verbindenden Detailreichtum gewichen. Was Kruscha in der Begegnung von malerischen und collagierten Partien überlagert und ausbreitet, erweisen sich als subtile Suchbewegungen. Im poetischen Fächer von alten Papieren und sparsamen Farbeinfügungen entfalten sich mal lustvoll, mal melancholisch inneren Landschaften.
Jörg Sperling
Hadramaut, 2021, 1,00x 1,00m, mixed media on canvas
Aussprache in weiss, 2021, 2,00x 1,60m, acrylic on canvas
Notenheft, 2021, 1,10x 0,70m, mixed media on canvas
caravanserai, 2019, 50x 200cm, mixed media on canvas
exhibition view artspace Braugasse
from the series here and there
Correspondence überrascht im rasterartigen Aufkreuzen von Briefkuverts: wundersam gefüttert, treten Schönheiten verborgenen Innenlebens hervor. Post aus längst vergangenen Tagen, deren Briefgeheimnisse der Künstler offenlegt: es sind Sendungen wie aus einer anderen Welt, als die saugenden digitalen Kanäle noch nicht existierten.Kruscha verwandelt abgelagerte Korrespondenz, vom Vergessen staubbelastete Briefumschläge zu einem dekorativen Abgesang.
Jörg Sperling
Correspondence, 2021,
0,80x 3,00m, mixed media on canvas
Travelling, 2023,
0,70x 0,50m,
Collage
images of a landscape – mit Arbeiten aus dem Zyklus Tagebaulandschaften,
Die Ausstellung widmet sich interkulturell und interdisziplinär Entwicklungsprozessen in der Landschaft und der Kultur.Die Kunst als Impulsgeber trägt dazu bei, sich mit diesen Abbildern zu identifizieren und Wandlungsprozesse wahrzunehmen und diese gegebenenfalls in Frage zu stellen.
Museum of Modern and Contemporary Art Koroska, Slovenj Gradec, 2019
photographer Dobran Lazik
Sinfonie der Lausitz, 2011,
1,60 x 2,00m,
acrylic on canvas
Museum of Modern and Contemporary Art Koroska, Slovenj Gradec, 2019
photographer Dobran Lazik
Museum of Contemporary Art Klagenfurt, Austria, 2020
Sorbisches Museum Bautzen, 2019
aus dem Zyklus Tagebaulandschaften
Es sind zwölf kleinformatige, annährend quadratische Pinselzeichnungen und Collagen, die Michael Kruscha, unter dem Titel „Mental Maps“ zu einer Arbeit zusammengefasst hat. Auf den ersten Blick erscheinen die Bilder als vollkommen ungegenständliche Farb- und Formkomposition ohne jeden Gegenstandsbezug. Dann aber erkennt man doch Vertrautes: Jenseits und zwischen gestisch gesetzten Pinselstrichen zeigen sich Geländeabbrüche, erodierende, raue Oberflächen, Förderbrücken, Stahlarchitekturen. Es sind Landschaftsbilder einer technisch bedingten Naturveränderung, die man vor sich hat. Schauplatz sind die Tagebaugebiete in der Lausitz.
Dr.Sören Fischer
Gestörte Landschaften, 2016, Arbeiten auf Papier
Gestörte Landschaften, 2016, Arbeiten auf Papier
Tanz des Phönix,
Landart- Installation/ Feuerperformance,
mit Ines Diederich, 2011,
Musik: Sonny Thet, Cello
Tagebau Welzow – Süd
aus der Serie urban flow,
Stadtlandschaften
Die tatsächliche, stellenweise in „Speedlines“ aufgelöste Bewegung bei Kruscha münden aus ihrem Gegensatz heraus in eine neue, faszinierend gemeinschaftliche Bewegung – die des Betrachters.
Der Traum von der Geschwindigkeit ist Alptraum geworden, das Gegenbild zu Beratti:Atemlosigkeit, Gehetztheit, Bewegungszwang. Schwarze Linien rasen über die sauber gezirkelten Flächen von Stadträndern – Mobilität als Alptraum, geronnen zu ästhetisch ansprechenden Liniengeflechten.
Florian L.Arnold
circular flow, 2007,
1,55 x 1,95m,
acrylic on canvas
no activity, 2008,
1,55 x 1,95m,
acrylic on canvas
sign, 2008,
1,55 x 1,95m,
acrylic on canvas
avus, 2007,
1,55 x 1,95m,
acrylic on canvas
aus der Serie Pueblo
Michael Kruscha überführt die fremde Welt über sein mentales Geschehen ins Eigene und gestaltet sie im Medium Farbe. Ob Monochromie oder Farbenspiel: Farbschichten und Bildebenen überlagern sich, Grafisches und Gestisches beleben den Grund, Lasuren schaffen zarte Übergänge oder Abklebungen scharfe Kontraste – seine Bildsprache ist geprägt von einer Ausdrucksfülle farbiger Elemente, innerer Dialektik und subtiler Komplexität.
Auszug aus dem Text Abstrakte Landschaften © Dr. Marina Linares
long shadow I, 2009, 160 x 200cm, acrylic on canvas
long shadow II, 2009, 80 x 100cm, acrylic on canvas
black mesa, 2010,
0,80 x 1,00m,
acrylic on canvas
aus der Serie toros
In Toros ist das dualistische Prinzip immanent, zeigt sich im Motiv des Kampfes, in den Antagonisten Tier und Mensch. Der Bildserie geht eine Reise nach Spanien voraus, wo Michael Kruscha den Stierkampf selbst beobachten und skizzieren konnte. Fasziniert von der Vitalität und Dynamik, überträgt der Künstler die Momente spannungsvoller Begegnung mit den Mitteln der Malerei. Auf den ersten Arbeiten verschiedenfarbigen Grunds werden nach den Skizzen Bewegungsimpulse in schnellen Linienschwüngen und kraftvollen Gesten auf die Fläche gesetzt, die schmale Figur des Toreros und den massigen Körper des Tieres andeutend.
Auszug aus dem Text paso doble,
© Dr. Marina Linares
alto auf rot, 2008,
1,60 x 2,00m,
acrylic on canvas
o.T., 2008,
1,60 x 3,00m,
acrylic on canvas
aus der Serie arabia felix
Durch die Vielschichtigkeit des Bilder wird der Blick in die Tiefe gezogen, und es erschließt sich dem Betrachter eine dritte Dimension: Michael Kruschas Bilder sind gleichsam begehbar – in ihnen betritt man einen neuen Raum. Dieser ist grundlegend von der Reminiszenz an „Arabia felix“ geprägt, geht aber weit über die Thematisierung des Orients hinaus. Die dialektische Spannung zwischen Form und Farbe bleibt in Kruschas Bildern nicht nur Mittel zum Ausdruck, sondern wird auch selbst zum Inhalt des Bildes. Form und Farbe werden gleichsam getrennt, um neu zusammengeführt und gegeneinander gestellt werden zu können. In der abstrakten Abhandlung von Form und Farbe verlässt das Bild, und mit ihm der Maler wie der Betrachter, das glückliche Arabien. Aber nur, um von neuen Gedanken bereichert zur künstlerischen Verarbeitung von „Arabia felix“ zurückzukehren. Denn die Kunst ähnelt dem Reisen, dem gelegentlichen Verlassen der bekannten Realität, um mit neuen Blickwinkeln wiederzukommen.
Katharina Winkler
jiblah, 2005,
1,55 x 1,95m,
acrylic on canvas
series alegria,
Mit Entschlossenheit und Leichtigkeit werden die Schritte, Bewegungen und Posen dargestellt. Die Spannung entsteht zwischen den Farben, die einen Rhythmus vorgeben, der Geometrie, deren Linien und Kurven ein Gefühl von Stärke und Zärtlichkeit vermitteln. Einige der Figuren der grafischen Serie, deren Gebärden leicht mit denen einer Flamencotänzerin assoziiert werden können, finden sich (über- oder ineinander) in den Gemälden wieder und übernehmen dort eine andere Aufgabe. Dabei stützen diese Linien, deren Urformen grafische Figuren sind, die Gestalt der Gemälde. Ihre Intensität wird mit der Stärke des Strichs ausgedrückt. Franz Peter Hugdahl
alegria I, 2003, 1,55 x 1,05m,
acrylic on canvas
alegria II, 2003, 1,55 x 1,05m,
acrylic on canvas
wall painting,
Cafe im Kulturhaus, Hoyerswerda, 2015
5,50 x 8,50m