Brandenburgischer Kunstpreis 2016 – Stiftung Schloss Neuhardenberg
Brandenburgischer Kunstpreis,
Katalog, 2016,
Hrsg. Stiftung Schloss Neuhardenberg
Gestörte Landschaft- Mental Maps, 2016
Es sind zwölf kleinformatige, annährend quadratische Pinselzeichnungen und Collagen, die Michael Kruscha, unter dem Titel „Mental Maps“ zu einer Arbeit zusammengefasst hat. Auf den ersten Blick erscheinen die Bilder als vollkommen ungegenständliche Farb- und Formkomposition ohne jeden Gegenstandsbezug. Dann aber erkennt man doch Vertrautes: Jenseits und zwischen gestisch gesetzten Pinselstrichen zeigen sich Geländeabbrüche, erodierende, raue Oberflächen, Förderbrücken, Stahlarchitekturen. Es sind Landschaftsbilder einer technisch bedingten Naturveränderung, die man vor sich hat. Schauplatz sind die Tagebaugebiete in der Lausitz.
Bereits 2011 hat sich Michael Kruscha mit der Landart-Installation „Tanz des Phönix“ dem Thema der Landschaftsveränderung, bzw. Zerstörung am Beispiel des Abbaugebietes Welzow-Süd gewidmet. Die ephemere Arbeit erinnerte dort an die Umsiedlung des Ortes Geisendorf, markierte Konflikte, Schicksale und Brüche. Konzeptionell setzte er die Beschäftigung mit diesem Thema in der Serie „Scado“ von 2012/13 fort.
Wie bereits dort, zeichnen sich die Arbeiten von „Mental Maps“ durch einen Blick aus, der jede Sentimentalität vermeidet. Es ist der distanzierte Standpunkt eines Beobachters, der durch die abstrakten Bilder hindurchscheint. Der Prozess der Verwandlung durch den Tagebau, der mit Verletzungen von Natur und gewachsenen Kulturlandschaften unmittelbar einhergeht, gewinnt bei Kruscha eine eigene, faszinierende Ästhetik.