Ausstellung mit Bruno Beratti- Galerie im Griesbad Ulm, 2010

 

locomotion, 2010,

mit Bruno beratti,

Galerie im Griesbad Ulm

Künstler in Bewegung
Augsburger Allgemeine vom 5.05.2010

Ulm 2010 steht in der Galerie im Griesbad ganz im Zeichen der Thematisierung (aufgezwungener ) Mobilität. Zwölf Künstler wurden eingeladen, sich mit diesem Thema im weitesten Sinne auseinanderzusetzen und ihre Ergebnisse vorzustellen. Dem folgten auch der Leipziger Bruno Beratti und der Maler Michael Kruscha.
Urbane Bewegungsspuren bei Kruscha treffen auf den vermeintlichen Widerspruch der „pseudo – kinetischen“ Objekte Berattis, der seine Werke durchaus in den Werten „Unbeweglichkeit, Bewegungsarmut, Bewegungshemmung“verstanden wissen möchte. Und daraus entsteht – von der gelungenen Präsentation in den drei Galerie- Räumen abgesehen – ein durchweg spannendes Kontrastverhältnis, das die Ausstellung „Locomotion“ sehenswert macht.
An dieser Stelle schon eine Bewertung abzugeben sei erlaubt, denn: die suggerierte Bewegung bei Beratti und die tatsächliche, stellenweise in „Speedlines“ aufgelöste Bewegung bei Kruscha münden aus ihrem Gegensatz heraus in eine neue, faszinierend gemeinschaftliche Bewegung – die des Betrachters. Der geht mal staunend, mal lächelnd, dann wieder nachdenklich zwischen Objekten und Malerei hin und her und begreift im glücklichsten Falle die Kunstwerke als das, was sie sind: Zeitmaschinen.
Beratti entwirft listig-augenzwinkernd Maschinen, die an eine lange zurückliegende Epoche denken lassen, als Geschwindigkeit das Symbol für Fortschritt schlechthin war. Raketenartige Gefährte mit vielen Auspuffrohren, die sich bei genauem Betrachten als Teile von Querflöten zu erkennen geben. So schön kann man genarrt werden.
Bruno Berattis Biografie selbst ist stete Bewegung:Aus der DDR über Ungarn in den Westen gekommen, arbeitet er heute zwischen Mannheim und Leipzig, Aufbruch und Reisen stehen in seinen Objekten somit auch vor einem ganz persönlichen Hintergrund, sind mehr als nur spielerisches Objekttheater.
Und dann Kruscha:Der Traum von der Geschwindigkeit ist Alptraum geworden, das Gegenbild zu Beratti:Atemlosigkeit, Gehetztheit, Bewegungszwang. Schwarze Linien rasen über die sauber gezirkelten Flächen von Stadträndern – Mobilität als Alptraum, geronnen zu ästhetisch ansprechenden Liniengeflechten.

Florian L.Arnold